P. Pantzer u.a.: Japanische Impressionen eines Kaiserlichen Gesandten

Title
Japanische Impressionen eines Kaiserlichen Gesandten. Karl von Eisendecher im Japan der Meiji-Zeit


Author(s)
Pantzer, Peter; Saaler, Sven
Published
München 2007: Iudicium-Verlag
Extent
460 S., 177 farb. Abb.
Price
€ 35,00
Reviewed for Connections. A Journal for Historians and Area Specialists by
Katharina Schendel, Ostasiatische Geschichte, Universität Erfurt

In der reichhaltigen Forschungsliteratur, die sich den deutsch-japanischen Beziehungen widmet, hat die Beschäftigung mit einer einzelnen Biographie immer noch Seltenheitswert. Peter Pantzers und Sven Saalers Studie über den deutschen Diplomaten Karl von Eisendecher, der zwischen 1875 und 1882 als Gesandter des Deutschen Reiches in Japan tätig war, verdient deshalb besondere Betrachtung.

In elf Kapiteln erfährt der Leser vom Leben und Wirken Karl von Eisendechers, von den Höhen und Tiefen seiner diplomatischen Laufbahn in Japan, und von der Geschichte des Gesandtschaftsgebäudes in Tôkyô. Die Studie beginnt mit Eisendechers erstem Japanaufenthalt als Mitglied der Preußischen Ostasienexpedition von 1861. Der junge Seekadett, der sich in Japan sofort heimisch und vertraut fühlte, äußerte seine Gedanken und Erlebnisse in zahlreichen Briefen an seine Mutter. Auszüge aus diesen Briefen finden sich am Ende des Abschnitts. Das zweite Kapitel setzt sich mit der Entwicklung der deutschen Diplomatenresidenz „vom Daimyô-Palais zum Legationsgebäude“ (S. 119) auseinander, das dritte widmet sich dessen Personal, den deutschen Gesandten und ihren Mitarbeitern. Die abgedruckten Fotografien aus dem Besitz Eisendechers zeigen sowohl dessen Vorgänger und Nachfolger, als auch Mitarbeiter, Dolmetscher und Bedienstete. Das nächste Kapitel handelt von der ersten Japanreise des Prinzen Heinrich von Preußen. Den Besuch des Enkels von Kaiser Wilhelm I. beschreiben Pantzer und Saaler als Höhepunkt in der Amtszeit Eisendechers, währenddessen es auch zu einem diplomatischen Konflikt – dem Jagdzwischenfall von Suita – kam, bei dem der Prinz kurzzeitig festgesetzt wurde. Ein weiterer Disput, den Eisendecher zu lösen hatte, war der „Hesperia“-Zwischenfall. Die Auseinandersetzung um die Quarantäne-Inspektion eines deutschen Handelsschiffes, die im fünften Kapitel des Buches geschildert wird, führte zur Ablösung des japanischen Außenministers Terashima und damit, so Pantzer und Saaler, zu einem Richtungswechsel in der japanischen Außenpolitik. Darüber hinaus zeigt dieser Buchabschnitt zahlreiche Porträts von japanischen Diplomaten und Gastgebern aus dem Besitz Eisendechers. Widmungen auf den Rückseiten der Fotografien zeugen von Sympathie und Ehererbietung gegenüber dem deutschen Gesandten, die sich in erster Linie auf Eisendechers positive Haltung in der Frage der Revision der Ungleichen Verträge zurückführen lässt. Pantzer und Saaler verweisen weiterhin ausdrücklich auf eine „deutliche Präsenz von Frauen unter Japans Elite in der Öffentlichkeit am Beginn der Meiji-Zeit“ (S. 171). Im sechsten Kapitel werden ausländische Residenten porträtiert, mit denen Eisendecher in Kontakt stand. Hier betonen Pantzer und Saaler vor allem die Gemeinsamkeiten zwischen den westlichen Diplomaten in Japan, wie zum Beispiel die Angst vor fremdenfeindlichen Übergriffen oder die Sorge um Beachtung von Seiten der heimatlichen Zentralen. Die darauffolgenden beiden Kapitel beschäftigen sich mit dem deutschen Konsulat in Tsukiji, dem deutschen Marinehospital in Yokohama, sowie dem Neubau des Gesandtschaftsgebäudes in Tôkyô. Dass die diplomatischen Vertreter Deutschlands neben ihren Verpflichtungen auch „ausreichend Zeit für andere Aktivitäten“ (S. 34) hatten, kommt im neunten Abschnitt des Buches zum Ausdruck. Ob Boots- und Jagdausflüge, regelmäßige Besuche im Landhaus eines Kollegen oder ausgedehnte Reisen durch das Land – Freizeit und Vergnügen kamen, so Pantzer und Saaler, nicht zu kurz. Das zehnte Kapitel zeigt und beschreibt Eisendechers Eindrücke während der langen Reisen nach und von Japan, die ihm „tiefe Einblicke in verschiedene Kulturen“ (S. 353) gewährten. Im letzten Kapitel gehen Pantzer und Saaler noch einmal zusammenfassend auf den Lebenslauf des Gesandten Karl von Eisendecher ein. Die von Eisendecher angefertigten Aquarelle bezeugen seine Begeisterung für ein Leben auf See, wie auch seine Bewunderung für Japan, wo er sieben Jahre als deutscher Gesandter tätig war.

Insgesamt bietet diese Publikation aufschlussreiche Einblicke in die Arbeit und das Leben eines deutschen Diplomaten im Japan der Meiji-Zeit. Auch wenn das Querformat des Buches unhandlich erscheint, so ist der Band doch optisch anziehend und gut gestaltet. Die Texte sind kurzweilig, die Formulierungen präzise und auf den Punkt gebracht. Dennoch hätten einige Aspekte noch vertieft werden können, wie zum Beispiel Eisendechers familiäre Verhältnisse oder seine Auseinandersetzung mit den fremdenfeindlichen Übergriffen in Japan. Eine Besonderheit dieser Studie ist zweifelsohne die reiche Illustration mit Aquarellen von Eisendecher und Fotografien aus seinem Besitz. Positiv ist auch die zweisprachige Veröffentlichung in Deutsch und Japanisch, die damit ein breites Publikum in beiden Ländern anspricht. Peter Pantzer und Sven Saaler ist es mit diesem Buch gelungen, ein umfassendes Porträt Karl von Eisendechers zu entwerfen und die Bedeutung des Mannes, der bis dato im Schatten anderer und bekannterer Männer gestanden hat, angemessen zu würdigen. Zugleich bieten sie einen aufschlussreichen Einblick in die Tätigkeit sowie die Lebensverhältnisse ausländischer Diplomaten im Japan der Meiji-Zeit.

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28.05.2008
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